Makrozyklen als Grundlage für Medikamente

14.05.2020

Die Forschungsplattform "Next Generation Macrocycles to Address Challenging Protein Interfaces" der Universität Wien wird von Nuno Maulide vom Institut für Organische Chemie geleitet und in Kooperation mit Forscher*innen der Lebenswissenschaft ab Herbst 2020 umgesetzt. Vier Fragen an den Leiter der Initiative:

Was ist das Ziel der neuen Forschungsplattform?

Nuno Maulide: Die neue Forschungsplattform untersucht von verschiedenen Seiten aus eine bestimmte Art von Molekülen, sogenannte Makrozyklen. Diese komplexen Strukturen sind nicht einfach zu bauen, aber sie haben eine immer größere Bedeutung als Ausgangsprodukte für Medikamente, die komplexe Protein-Protein-Wechselwirkungen modulieren können und so beispielsweise neue Ansätze zur Therapie von Krebserkrankungen liefern. Wir werden mittels computer-unterstützter Methoden vielversprechende Makrozyklen designen, welche dann mit modernen Synthesemethoden im Labor hergestellt werden.

Was ermöglich die fächerübergreifende Initiative der Chemie und Lebenswissenschaften?

Alles Leben ist Chemie. Die Lebenswissenschaften und die Chemie sind sehr eng miteinander verknüpfte Forschungsgebiete. Die Fächer Organische Chemie, Pharmakoinformatik und Pharmazeutische Chemie haben viele Fragestellungen, die gemeinsam besser gelöst werden können. Dies wird unsere Gruppen an der Universität Wien im internationalen wissenschaftlichen Umfeld noch kompetitiver machen.

Wie kam die interfakultäre Zusammenarbeit zustande?

Wir kennen uns seit einigen Jahren aufgrund unserer gemeinsamen Interessen für Moleküle als potenzielle Wirkstoffe. Jeder von uns ist in vielen Forschungsprojekten bestens international vernetzt – da kam uns aufgrund der Ausschreibung zu den Forschungsplattformen die Idee zu neuen einer interfakultären, lokalen Zusammenarbeit. Wir sind sicher, dass sie sehr gut funktionieren wird.

In welchem Bereich hat Ihre Forschung schon heute gesellschaftliche Relevanz, wo könnte sie künftig eine noch größere Rolle spielen?

Unsere Forschung hat in mehreren Bereichen gesellschaftliche Relevanz: Sie reicht von Unterstützung zur exzellenten Ausbildung von Studierenden im internationalen Kontext bis hin zur Weiterentwicklung von computer-unterstützen Methoden zum Design und zur Risikoabschätzung neuer Molekülen und effizienter, umweltfreundlicher synthetischer Chemie. Letztlich arbeiten wir an Methoden, die eine Auffindung von potenziellen arzneilichen Wirkstoffen effektiver gestalten sollen und somit Zugang zu besseren Medikamenten ermöglichen sollen.


Next Generation Macrocycles to Address Challenging Protein Interfaces


Interaktionsmuster des Makrozyklus Macbenin mit dem N-Terminus des Proteins HSP90 (© Forschungsplattform Next Generation Macrocycles to Address Challenging Protein Interfaces)

"Die Fächer Organische Chemie, Pharmakoinformatik und Pharmazeutische Chemie haben viele Fragestellungen, die gemeinsam besser gelöst werden können." - Plattformleiter Nuno Maulide (© Universität Wien)