Elisa Tomat absolvierte ihr Chemiestudium in Italien an der Universität Triest. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Röntgenabsorption am Forschungszentrum für Synchrotronstrahlung ELETTRA erforschte sie Vanadiumkomplexe und platinbasierte Wirstoffkandidaten, bevor sie für ihr Postgraduiertenstudium in die USA ging. Sie promovierte an der University of Texas at Austin in der Arbeitsgruppe von Professor Jonathan Sessler im Bereich der Koordinationschemie von expandierten Porphyrinen. Für ihre Postdoc-Ausbildung wechselte sie in das Labor von Professor Stephen Lippard, einem Pionier auf dem Gebiet der Bioanorganischen Chemie. Am Massachusetts Institute of Technology konzentrierte sich ihre Forschung auf die Entwicklung fluoreszierender Sonden zum Nachweis von biologischem Zink. Im Jahr 2010 kam sie an die University of Arizona, wo sie eine Professur für Chemie und Biochemie innehatte und von 2020 bis 2023 Donna B. Cosulich Faculty Fellow war.
Die Arbeitsgruppe von Elisa Tomat beschäftigt sich mit der vielfältigen Chemie von Übergangsmetallen und ihren biologischen Funktionen. Die Untersuchungen zielen sowohl auf die grundlegenden Eigenschaften von Metallkomplexen und deren elektronischen Strukturen als auch auf ihre medizinischen Anwendungsmöglichkeiten ab. Elisa Tomat und ihr Team haben die Koordinations- und Redoxchemie mehrerer Biopyrrinpigmente aufgeklärt, die aus dem Abbau von Häm in biologischen Systemen stammen. Als Mitglied des Krebszentrums der University of Arizona leitete sie zudem ein an der Schnittstelle von Chemie, Biologie und Medizin angesiedeltes Projekt, das neue Ansätze zur Rolle von Eisen im Tumorwachstum entwickelte.
Die Forschung hat gezeigt, dass bösartige Zellen durch die verstärkte Aufnahme und Speicherung von Eisen auffallen, was wiederum mit schneller Vermehrung, Metastasierung und Therapieresistenz in Verbindung steht. Während Eisenchelatoren, die das Metall unspezifisch aus dem Blut entfernen, bereits klinisch zur Behandlung von Speicherkrankheiten eingesetzt werden, arbeitet die Tomat-Gruppe an der Synthese sogenannter Prochelatoren. Diese sind so konzipiert, dass sie erst in der intrazellulären Umgebung aktiv werden und dort gezielt Eisen in Krebszellen binden.
„Durch sorgfältiges molekulares Design, das die Reaktivität von metallbindenden Verbindungen steuert, wollen wir ihre Selektivität und Wirksamkeit in der Krebstherapie verbessern und gleichzeitig Nebenwirkungen minimieren“, erklärt Elisa Tomat. „Bisher haben wir uns vor allem auf Brust-, Darm- und Eierstockkrebs konzentriert, da die Rolle von Eisen in diesen Tumoren sowohl in vivo als auch durch die Analyse klinischer Daten dokumentiert ist. Pläne zur Ausweitung auf andere Gebiete sind jedoch in Arbeit.“ Derzeit untersucht das Team neue Ansätze zur Aktivierung von Prochelatoren, Redoxstrategien zur Steigerung ihrer Wirksamkeit sowie Nachweismethoden für theranostische Anwendungen. Langfristig sollen die vielversprechendsten Verbindungen in präklinische und klinische Studien überführt werden.
Für ihre Leistungen als Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin wurde Elisa Tomat vielfach ausgezeichnet, darunter 2015 mit dem CAREER Award der National Science Foundation, 2016 mit dem University Award for Excellence in Campus Outreach for STEM Diversity sowie 2017 mit dem College of Science Innovation in Teaching Award. Im Jahr 2021 erhielt sie den University of Arizona Distinguished Scholar Award für ihre Beiträge in Forschung, Lehre und gesellschaftlichem Engagement.
Am 1. Oktober tritt Elisa Tomat die Professur für Anorganische Chemie an der Universität Wien an und führt damit die Tradition des Instituts in der Bioanorganischen Chemie mit Fokus auf medizinischen Anwendungen fort.
„Ich bin fasziniert von der Möglichkeit, zur Forschung und Lehre an einer so traditionsreichen Universität beitragen zu können“, unterstreicht Elisa Tomat. „Die Fakultät für Chemie und das Institut für Anorganische Chemie bieten ein optimales Umfeld für mein interdisziplinäres Forschungsprogramm, das von Synthese und Spektroskopie bis hin zu Chemischer Biologie und Medizinischer Anorganischer Chemie reicht. Ich freue mich darauf, mit Studierenden in unseren Bachelor-, Master- und PhD-Programmen zu arbeiten und gemeinsam mit Kolleg*innen wissenschaftliche Ziele zu verfolgen.
Wien ist ein Ort des kreativen Denkens – von Musik und Kunst bis hin zur Wissenschaft – und es ist aufregend, hier zu sein und ein neues Kapitel meines persönlichen und beruflichen Wegs zu beginnen.“
