In Memoriam: Günter Allmaier (1956–2022)

28.09.2022

Die Universität Wien und Fakultät für Chemie trauern um Univ.Prof.i.R. Mag.pharm. Dr.rer.nat. Günter Allmaier, der ehemals an der Universität Wien in der Analytischen Chemie forschte und lehrte und zuletzt an der Technischen Universität Wien tätig war. Prof. Allmaier verschied am 16.09.2022 nach schwerer Krankheit.

Prof. Günter Allmaier (1956–2022): Ein Nachruf

Von Prof. Martina Marchetti-Deschmann

Technische Universität Wien, Leiterin des Fachbereichs Mature Tissue und Forschungsgruppe Massenspektrometrische Bio- und Polymeranalytik, Institut für Chemische Technologien und Analytik

Mit Günter Allmaier verliert die wissenschaftliche Welt einen Menschen, dessen Seele für die Forschung und die akademische Lehre brannte.

Günter Allmaierhat an der Universität Wien, studiert und seinen Abschluss 1983 in analytischer und pharmazeutischer Chemie erhalten. Danach ist er dem universitären Bereich treu geblieben und hat sich der Analytischen Chemie in der Währinger Strasse verschrieben wo er bis zu seinem Ruf an die TU Wien im Jahr 2003 lehrte und forschte.

In Günters frühen Jahren prägten wissenschaftliche Aufenthalte bei herausragenden Massenspektrometrikern seine Interessen. Seine PostDoc Zeit von 1985 bis 1986 am Massachusetts Institute of Technology, bei dem Österreicher Klaus Biemann, einem der Väter der organischen Massenspektrometrie, führte ihn an die Strukturaufklärung heran. Seine Forschungsaufenthalte in den Jahren 1987, 1990 und 1991 bei Pieter Roeppsdorf in Odense, Dänemark, einem Pionier der modernen Proteinanalytik, heute als Proteomics bekannt, führten dazu, dass er sich besonders diesem Zweig der Massenspektrometrie widmete. 1993, 1994 und 1996 folgten noch Gastprofessuren in Madrid, Spanien, an der Universidad Autonoma De Madrid, und letztendlich 2017 ein wohlverdientes Sabbatical an der Queensland University of Technology in Brisbane, Australien.

Diese Leidenschaft prägte auch sein Wirken innerhalb der Österreichischen Gesellschaft für Analytische Chemie, der er viele Jahre als Mitglied angehörte und nach fünfjähriger Vizepräsidentschaft von 2018 bis zu seiner Erkrankung im Jahr 2019 als Präsident vorstand.

Günter Allmaier war maßgeblich an der Etablierung von Proteomics in Österreich beteiligt. Sein grundlegendes Verständnis für massenspektrometrie-basierte Proteinanalytik stärkten die Vernetzung der wenigen damals in Österreich tätigen Proteomiker. Sein Wirken wurden 2016 mit dem Award für Life Time Achievements der AUPA (Austrian Proteomics Association) gewürdigt.

Günter Allmaier war in seiner gesamten wissenschaftlichen Karriere immer ein Wissenschaftler mit Herz und Seele. Zahlreiche Publikationen (>300) und drei Patente zeugen davon. Er festigte den Beitrag Österreichs in der Massenspektrometrie auch auf internationaler Ebene. Der Beynon Preis im Jahr 2007, ein Preis, der für die wichtigste Publikation der letzten drei Jahre durch das Journal of Rapid Communications in Mass Spectrometry vergeben wird, weist dies mehr als deutlich aus.

Günter Allmaier hat sieben Jahre lang das Institut für Chemische Technologien und Analytik an der TU Wien als Institutsvorstand geleitet (2011–2019) und war somit für über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Er hat seine Wurzeln jedoch nie vergessen – er bliebt der Universität Wien loyal verbunden und war mit Kollegen stets in regem Austausch. Seine letzten Forschungsinteressen galten der Gasphasenmobilitätsanalyse von Proteinkomplexe und das Gerät (GEMMA, Gasphase Electrophoretic Mobility Mass Analyser) hat er gemeinsam mit der Universität Wien entwickelt.

Seine Aktivitäten wurden auch in Österreich von einem frühen Zeitpunkt an gewürdigt (Fritz Feigl Preis der Österreichischen Gesellschaft für Analytische Chemie, 1996, Heribert Michl Preis der GÖCH, 2002, Wolfgang Houska Preis, 2007). Günter Allmaier hat sein Herz aber auch in die Lehre gesteckt. So etablierte er die Bioanalytik an der TU Wien.

Günter Allmaier verschied am 16.09.2022 nach langer, mit bewundernswerter Stärke ertragenen Krankheit.

Wir werden unseren Lehrer, Kollegen und Mentor stets in lebendiger Erinnerung behalten.


Nachuf auf der Website der TU Wien:

www.tuwien.at/tu-wien/aktuelles/news/news/prof-guenter-allmaier-1956-2022-ein-nachruf

Prof. Günter Allmaier (© Florian Aigner)