In Memoriam: Kurt Rossmanith (1929-2023)

23.08.2023

Die Fakultät für Chemie trauert um ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Kurt Rossmanith, langjähriger Professor am Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien.

Prof. Rossmanith verstarb am 13.8.2023 im 95. Lebensjahr.

Kurt Rossmaniths wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Chemie der Seltenen Erden. Er wurde dafür bereits in den 1960er-Jahren von seinem Doktorvater Prof. Bruckl, dem ersten Vorstand des damals neu gegründeten Instituts für Anorganische Chemie, begeistert. Bruckl, der selbst schwerpunktmäßig auf diesem Gebiet arbeitete, konnte so etliche junge Chemiker*innen, u.a. auch Rossmaniths spätere Ehefrau Senta Rossmanith, für sein Team gewinnen. Allesamt synthetisierten sie damals, als noch niemand erahnen konnte, wofür diese Gruppe von siebzehn Elementen jemals von Nutzen sein könnte, neuartige Seltenerd-Verbindungen.

In Prag geboren und in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, gelang Rossmanith als Kind kurz nach Kriegsende gemeinsam mit seiner Mutter zu Fuß und ohne Hab und Gut die Flucht über die Grenze nach Österreich. Dieser Neubeginn prägte seine spätere Einstellung zu Leistung und Arbeit.

Anfang der 1970er-Jahre, nach seiner Habilitation und nachfolgenden Ernennung zum ao. Professor, baute Rossmanith eine eigene kleine synthetische Arbeitsgruppe auf. Seine Forschungsschwerpunkte lagen in der Synthese neuer (rein anorganischer) Seltenerd-Verbindungen (wie z.B. wasserfreie SE-Halogenide, SE-Pseudohalogenide und SE-Bisboranate), der Auftrennung von Seltenerd-Gemischen und anschließende Feinstreinigung der Einzelerden (bis >99,99%) in halbtechnischem Maßstab (kg-Maßstab). Dafür waren laufende exakte Analysen, insbesondere durch Absorptions- und Emissionsspektralanalyse sowie durch die regelmäßige Bestimmung des „Mittleren Atomgewichts“ der Seltenerde-Fraktionen notwendig. Dies zu perfektionieren war ein weiterer Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit.

Neben seiner penibel durchgeführten Forschungsarbeit im Labor fand Rossmanith jedoch genügend Zeit, sein umfangreiches chemisches Sachwissen an die Studierenden weiterzugeben. So war er fast drei Jahrzehnte Leiter des „Anorganisch-Chemischen Vorgeschrittenenpraktikums“. Besonders beeindruckend war auch sein routinierter Umgang mit empfindlichen Stoffen, die höchste Sicherheitsmaßnahmen erforderten.

Über seine grenzenlose Leidenschaft zur Naturwissenschaft im Allgemeinen und zur Chemie im Besonderen, sei zu erwähnen, dass er sich mit derselben Leidenschaft auch anderen Dingen zuwandte. So besaß er eine wissenschaftlich perfekt durchstrukturierte und dokumentierte Mineraliensammlung (mit weit über 6000 Objekten!), die er mit großem Aufwand nass-chemisch im Mikromaßstab sowie rein optisch unter dem Polarisationsmikroskop Stück für Stück zu analysieren und zu bestimmen pflegte. Darunter befanden sich auch unzählige Mineralienkristallite in und auf Gesteinen, die mit freiem Auge kaum sichtbar sind, so genannte „Mikros“.


Kurt Rossmanith, ein „Naturwissenschaftler vom alten Schlag“, besaß ein umfangreiches humanistisches und naturwissenschaftliches Allgemeinwissen. Dadurch war er für Viele, die ihn näher kannten, ein unerreichbares Vorbild und eine wichtige und prägende Persönlichkeit am Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien. Er wird uns als liebenswürdiger, überaus korrekter, verlässlicher, hilfsbereiter und charmanter Kollege in Erinnerung bleiben.


Nachruf von Ass. Prof. i.R. Dr. Peter Unfried, Institut für Anorganische Chemie

 

 

 

Kurt Rossmanith (1929-2023)

Kurt Rossmanith (1929-2023)