50 Jahre Chemieolympiade in Österreich: Gut gemacht, weiter so!
Eine gemeinsame Leidenschaft für ihr Fach vereinte die zahlreichen Gäste, die der Einladung des Wissenschaftsministerium an die Fakultät für Chemie gefolgt waren. Teilnehmer*innen aus Schule, Forschung und Industrie kamen zusammen, um eine fünfzigjährige Erfolgsgeschichte der Begabtenförderung zu feiern.
Seit 1975 begeistert die Chemieolympiade österreichische Schüler*innen. 1.800 von ihnen haben dieses Jahr an den Bewerben teilgenommen, die vier Besten werden Österreich im Juli in Riad vertreten. Welcher Ort könnte für ein solches Jubiläum passender sein als der Carl Auer von Welsbach Hörsaal, in dem die Universität Wien seit über hundert Jahren Chemiker*innen ausbildet?
Faszination der Chemie
„Durch ihre Bedeutung in allen Bereichen – von der Entstehung des Lebens selbst über die Ernährung und die Entwicklung neuer Medikamente bis hin zu neuen Materialien und erneuerbaren Energien – übt die Chemie eine enorme Faszination aus”, betont Dekan Bernhard Keppler bei der Eröffnung. „Diese Faszination hat auch unsere Chemie-Olympioniken erfasst.” Wissenschaftsminister Martin Polaschek hob die Bedeutung der Chemie als eine der zentralen Naturwissenschaften hervor: „Österreich braucht engagierte und kreative junge Menschen, denn in einem Land, das über wenig Rohstoffressourcen verfügt, sind Wissenschaft und Forschung Garant für sozialen Wohlstand.”
In der folgenden Diskussionsrunde war man sich einig, dass Österreich exzellent ausgebildete Chemiker*innen dringend benötigt, in der Forschung an den Universitäten nicht weniger als in der Industrie eines nachhaltigen Chemiestandorts. Auch an den Schulen sind die Besten gefragt, appellierte Manfred Kerschbaumer, der als Präsident des VCÖ mehr als 3.000 Chemielehrkräfte vertritt. Er hat selbst über 40 Jahre Teilnehmer*innen der Chemieolympiade betreut und sieht in der Vorbereitung eine lohnende Aufgabe und exzellente Fortbildung.
Gemeinschaft der Chemie-Enthusiasten
Den Lehrkräften, deren Enthusiasmus die Chemieolympiade erst ermöglicht, wird von allen Mitwirkenden gedankt. Auch Georg Schellander, der Bundeskoordinator der Chemieolympiade, würdigt das Engagement der Beteiligten – über 1.000 Personenarbeitsstuden pro Jahr werden großteils ehrenamtlich geleistet – und die Unterstützung durch die Institutionen. Sein Resümee nach 50 Jahren? „Gut gemacht, weiter so!”
Für die Teilnehmer*innen bietet die Chemieolympiade auch eine erste Möglichkeit sich zu vernetzen, so Hubert Culik, Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs. Tatsächlich verbindet das gemeinsame Erlebnis: Der Verein der Freunde der Chemieolympiade wurde von ehemaligen Teilnehmer*innen gegründet. Seit 2008 hat sich der Verband, der inzwischen 140 aktive Mitglieder zählt, neben der Unterstützung der Chemieolympiade auch die Vernetzung und den Austausch zum Ziel gesetzt. Dass inzwischen auch der Frauenanteil unter den „Chemie-Olympioniken“ gestiegen ist, wie Vera Truttmann aus dem Vorstandsteam anmerkte, überrascht an der Fakultät für Chemie nicht, denn hier ist die Hälfte der Studierenden weiblich.
Über Chemie wurde an diesem Abend aber nicht nur gesprochen, sie war auch hautnah zu erleben. Den olympischen Geist hielten die Schülerinnen und Schüler des Bundesrealgymnasiums Innsbruck hoch, die mit viel Freude an der Sache einen Wettbewerb in den Disziplinen „Farbe”, „Feuer” und „Knalleffekte” inszenierten und der Feier einen gebührenden Rahmen verliehen.
Gewinn für die Gesellschaft und die Naturwissenschaften
Viel Erfolg und ungebrochenen Enthusiasmus wurden der Chemieolympiade für viele weitere Jahrzehnte von allen Seiten gewünscht. Die Geschichte des Wettbewerbs zeigt eindrucksvoll, wie sehr Wissenschaft junge Menschen begeistern und verbinden kann. 1968 während des Prager Frühlings ins Leben gerufen, bringt die Chemieolympiade inzwischen jedes Jahr Schüler*innen aus mehr als 80 Nationen zusammen. In einer Zeit, in der Wissenschaft oft mit Skepsis begegnet wird, sind solche Initiativen besonders wichtig. Peter Lieberzeit, 1990 Landessieger und heute Professor für Physikalische Chemie, betonte: „Die Chemieolympiade stellt einen Mehrwert für Gesellschaft und Naturwissenschaften dar, sei es an der Universität oder anderswo.”