Wissenschaftler, Dekan, Universitätspolitiker: Die vielen Leben des Bernhard Keppler

Fast dreißig Jahre Lehrstuhlinhaber und Institutsvorstand, über zwei Jahrzehnte in der Fakultätsleitung – zunächst als Vizedekan, seit 2008 als Dekan. In der Universitätspolitik aktiv seit 2004 als Vorsitzender des Professor:innenenverbands erst der Universität Wien und dann auch des österreichischen Dachverbands. Last, but not least: Ein in seiner Arbeitsgruppe entwickeltes Tumortherapeutikum befindet sich heute in vielversprechenden Patientenstudien. Bernhard Keppler kann auf mehr als nur ein Lebenswerk zurückblicken.

Am 26. September füllten Gäste aus allen Bereichen seines Wirkens den Großen Festsaal der Universität Wien. Zwei der neun Wissenschaftsminister, deren Amtszeit Bernhard Keppler als UPV-Vorsitzender begleitete, sprachen Grußworte, neben Reinhold Mitterlehner fand auch der amtierende Minister Martin Polaschek trotz der bevorstehenden Nationalratswahlen Zeit teilzunehmen. Mitglieder des Rektorats, des Universitätsrats und des Senats waren ebenso anwesend wie Präsidiumsmitglieder des UPV, Gäste aus dem Ministerium und der Politik, Wegbegleiter:innen aus Universität, Fakultät und Institut, Kooperationspartner:innen aus Chemie und Medizin und zahlreiche Freunde und Familienmitglieder. Es war eine herzliche und persönliche Würdigung, nicht nur des Institutsvorstands, des Dekans, und des Universitätspolitikers, sondern auch des Menschen Bernhard Keppler.

Christiane Spiel, stellvertretende Vorsitzende des UPV, sowie die Präsidenten der Deutschen und Schweizer Hochschulverbände würdigten Bernhard Kepplers universitätspolitische Arbeit. Heinz Engl, Rektor der Universität Wien von 2011 bis 2022, war mit einer Videobotschaft aus den USA vertreten, auch Klement Tockner, ehemaliger Präsident des FWF, sandte Glückwünsche. Die Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Brigitta Zöchling-Jud, dankte im Namen aller Fakultäten für das Engagement im Rahmen der von ihm ins Leben gerufenen informellen Gesprächsrunde der Dekan:innen, die sich als wichtiges internes Austauschformat etabliert hat.

Während seiner fast drei Jahrzehnte an der Universität hat Bernhard Keppler nicht nur das Institut für Anorganische Chemie aufgebaut – darüber berichtete Christian Kowol, ehemaliger Doktorand und heute Assoziierter Professor – , sondern als engagierter Vizedekan und Dekan die Fakultät für Chemie maßgeblich geprägt. In der Phase des Wandels der österreichischen Universitätslandschaft infolge des Universitätsgesetzes von 2002 war die Zukunft der Chemie an der Universität Wien nach mehr als 200 Jahren plötzlich ungewiss. Bernhard Keppler gelang es, die Fakultät im Wiener Forschungsraum mit einem biologisch-medizinischen Schwerpunkt zu positionieren. Alle heute an der Fakultät aktiven Professoren – darunter nicht wenige Professorinnen – wurden unter seiner Leitung berufen. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war ihm immer ein besonderes Anliegen: Die Erfolgsgeschichte der Tenure Track Professor:innen an der Universität präsentierten Evelyn Rampler und Benedikt Warth. Den langjährigen Einsatz von Bernhard Keppler für Lehrer:innenbildung und Wissensvermittlung hob Bundesminister Polaschek hervor, der Anfang des Jahres im Lehr-Lern-Labor des Instituts für Didaktik zu Besuch war.

Bernhard Keppler kam 1995 nach Wien und brachte die Rutheniumverbindung KP1339, heute unter dem Namen BOLD-100 in klinischen Studien, bereits mit. An seiner Alma Mater, der Universität Heidelberg hatte er nach dem Studium der Chemie ein Studium der Medizin abgeschlossen, sich dann aber für die wissenschaftliche Laufbahn in der Chemie entschieden, um Lösungen für die medizinischen Probleme zu finden, mit denen er als junger Arzt konfrontiert wurde. In Wien wurde Michael Micksche, damals noch an der Medizinischen Fakultät, sein erster Kooperationspartner, später Walter Berger vom Krebsforschungszentrum der Medizinischen Universität Wien. In seinem Vortrag „Vom Labor in die Klinik – Ein Leben für die Krebstherapie“ würdigte Walter Berger das wissenschaftliche Lebenswerk von Bernhard Keppler. BOLD-100 hat mittlerweile Behandlungserfolge bei Patienten mit verschiedenen Krebsarten gezeigt, und gleichzeitig den Vorteil sehr geringer Nebenwirkungen. Eine Zulassung als Standardtherapie bei Darmkrebs in den USA scheint in greifbare Nähe zu rücken.

In seinen Dankesworten beschrieb Bernhard Keppler auch die unerwarteten Herausforderungen und Rückschläge, mit denen ein Forscher konfrontiert ist auf dem langen Weg von einem wissenschaftlichen Forschungsergebnis bis zur Zulassung eines Medikaments, mit dem Patienten geholfen werden kann. Für Österreich – hier spricht der Forscher und der Universitätspolitiker gleichermaßen – wünscht er sich einen intensiveren Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie eine bessere Unterstützung von Forschenden beim Transfer ihrer Ergebnisse.

Das Lebenswerk von Bernhard Keppler ist geprägt von dem beständigen Wunsch, in allen Bereichen, mit denen er in Berührung kam, Verbesserungen voranzutreiben: Als Forscher kranken Menschen zu helfen, als Dekan die Fakultät zu stärken und als Universitätspolitiker die Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre zu optimieren. Seine fast drei Jahrzehnte unermüdlicher Arbeit für Institut, Fakultät und Universität wurden verdientermaßen mit Standing Ovations belohnt.

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