Rückblick auf den Fakultätstag 2024: Chemie ist nicht alles, aber alles ist Chemie
Am 30. September lud die Fakultät für Chemie unter dem Motto „Chemie ist nicht alles, aber alles ist Chemie“ wieder zum Fakultätstag ein und stellte im Carl-Auer-von-Welsbach-Hörsaal die Vielfalt ihrer Forschung und Lehre vor.
Nach der Eröffnung des Dies Facultatis durch Dekan Bernhard Keppler, die Bezirksvorsteherin des „Heimatbezirks” der Fakultät, Saya Ahmad, und die Studierendenvertreter:innen folgte ein Festvortrag mit dem Titel „Erforschung von Redoxreaktionen: Von molekularen Mechanismen zu praktischen Anwendungen”. Die Gastrednerin Ivana Ivanović-Burmazović von der LMU München faszinierte mit ihren Ausführungen über die Mechanismen molekularer Redoxreaktionen und deren vielfältige Anwendungen. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Bioanorganische Chemie und Koordinationschemie erklärte eindrucksvoll, wie Zink in Wein oder Schokolade die Alterungsprozesse im Körper verlangsamen kann.
Auch die Fakultät präsentierte ihre Forschenden: Robert Ahrends, seit Oktober 2023 Professor für Computational Mass Spectrometry, begann seine Laufbahn 2020 am Institut für Analytische Chemie und forscht an der Schnittstelle zwischen Analytischer Chemie und Data Science. Evelyn Rampler verstärkt seit März 2024 als Assistenzprofessorin auf einer Tenure Track Stelle den Bereich der massenspektrometrischen Strukturaufklärung. Ebenfalls 2024 hat Jory Lietard eine Tenure Track Stelle am Institut für Anorganische Chemie angetreten, er forscht an der Modifikation von Nukleinsäuren und deren Anwendungsmöglichkeiten unter anderem im medizinischen Bereich.
Zahlreiche Ehrungen wurden verliehen: Der UNIVIE Teaching Award, der die Bedeutung der Lehre als zentrale Aufgabe der Universität betont und mit einem Preisgeld von je 3.000 Euro dotiert ist, wurde in diesem Jahr erstmals an den Fakultäten vergeben. Der Preis in der Kategorie „Große Lehrveranstaltungen interaktiv gestalten” ging an Peter Lieberzeit vom Institut für Physikalische Chemie für seine Weiterentwicklung der Vorlesung „Allgemeine Chemie A”. In der Kategorie „Komplexe Zusammenhänge verständlich machen” wurden zwei Digitalisierungskonzepte prämiert: Simone Bräuer entwickelte im Bereich der Analytischen Chemie ein digitales Forschungspraktikum, das es ermöglicht, analytische Arbeit unabhängig von Geräten zu erlernen. Christian Schröder, der bereits zum dritten Mal ausgezeichnet wurde, erhielt den Preis für seine Lehrveranstaltung zur Computergestützten Datenverarbeitung.
Die Verleihung der „Goldenen Doktordiplome” anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Promotion bot einen Rückblick auf die Entwicklung der des Fachs Chemie an der Universität Wien: Die Biochemiker Peter Wolschann, Günther Sperk und Armin Czernilovsky promovierten in den frühen 1970er Jahren, kurz nachdem die ersten Lehrstühle für Biochemie an der philosophischen und der medizinischen Fakultät eingerichtet worden waren. Gerhard Sontag, der leider nicht persönlich anwesend sein konnte, war ein Pionier des Fachs Lebensmittelchemie und erster Inhaber des gleichnamigen Lehrstuhls an der Fakultät. Die Lebensläufe von Elisabeth Langer und Peter Rastl illustrieren, wie vielfältig die beruflichen Wege nach einem Chemiestudium sein können. Elisabeth Langer, eine organische Chemikerin, engagierte sich in der Schulbildung, Didaktik und Lehramtsausbildung, während Peter Rastl, der am Institut für Physikalische Chemie promoviert hatte, nicht nur den Zentralen Informatikdienst (ZID) der Universität Wien aufbaute, sondern auch maßgeblich am Anschluss Österreichs an das Internet beteiligt war.
Auch drei Mitglieder des Scientific Advisory Boards der Fakultät, Prof. Coral Barbas, Prof. Michael Linscheid und Prof. Bernt Krebs, waren zum Fakultätstag nach Wien gekommen. Der renommierte bioanorganische Chemiker Bernt Krebs wurde für seine langjährige beratende Tätigkeit geehrt, die er unter anderem als Evaluator und Mitglied des Scientific Advisory Boards ausübte. Dekan Bernhard Keppler dankte ihm anlässlich seines Rückzugs für seine wertvolle Unterstützung.
Auch das Institut für Organische Chemie verliert einen langjährigen Mitarbeiter: Harry Martin war mit Prof. Johann Mulzer aus Frankfurt nach Wien gekommen, promovierte hier und war lange Zeit als Assistenzprofessor tätig. Christian Becker bedankte sich anlässlich der Pensionierung für seinen beständigen Einsatz in der Lehre, insbesondere im Rahmen des Grundpraktikums.
In der Fakultätsleitung steht ebenfalls ein Wechsel an: Nach sechs Jahren als Vizedekan gefolgt von sechzehn Jahren als Dekan endet mit seiner Emeritierung die Amtszeit von Bernhard Keppler. In der Umbruchsperiode nach dem Universitätsgesetz von 2002 hat er die Fakultät für Chemie erfolgreich an der Universität Wien verankert und mit ihrer heutigen wissenschaftlichen Ausrichtung in der Wiener Forschungslandschaft positioniert. Der designierte Dekan Christian Becker, Vizedekanin und wissenschaftliche Kooperationspartnerin Gunda Köllensperger sowie Ehrensenator Othmar Steinhauser würdigten die vielen Aspekte seines unermüdlichen Engagements als als Forscher, Institusvorstand, Dekan, und Universitätspolitiker.
Die Fakultät freut sich auf ein Wiedersehen beim Dies Facultatis 2026!