Junge Forscher*innen entdecken die Chemie – Projekte der Fakultät bei der Kinderuni 2025
Ob Workshop, Mitmachstation oder Experimentalvortrag: Wie vielfältig Wissenschaftsvermittlung sein kann – und wie viel Begeisterung sie bei jungen Forscher*innen auslösen kann, – zeigten die Projekte der Fakultät für Chemie bei der Kinderuni 2025. Mit persönlichem Einsatz und viel Kreativität gaben Mitarbeiter*innen, Studierende und Unterstützer*innen Einblicke in die Welt der Wissenschaft und sorgten für bleibende Eindrücke.
Entdecke die Welt wie echte Wissenschafter*innen!
Beim ersten Beitrag der Fakultät drehte sich alles um Chemie im Alltag – anschaulich, kindgerecht und mit wissenschaftlichem Anspruch.
Simon Tippner, Doktorand am Institut für Theoretische Chemie, Physikstudent Maximilian Kaltenegger und Student für Volksschullehramt Jakob Gumprecht gestalteten einen Workshop für Sieben- bis Neunjährige, in dem die Kinder selbst Experimente durchführen konnten. Sie lernten, wie Seife Öl und Wasser verbindet – und was das mit der besonderen Struktur von Tensiden zu tun hat. In einem weiteren Versuch untersuchten sie, warum große Seifenblasen schneller platzen als kleine, Geschirrspülmittel besonders gut geeignet ist, und wie sich erst aus vielen Einzelbeobachtungen verlässliche Schlüsse ziehen lassen.
Für staunende Gesichter sorgte die Vorführung des Experiments „Elefantenzahnpasta“ durch die drei Chemiker: Dabei wird Wasserstoffperoxid wird mithilfe eines Katalysators zersetzt, der entstehende Sauerstoff bringt das Spülmittel spektakulär zum Schäumen.
„Wir haben selbst viel gelernt“, resümierte das Team, „und würden uns freuen, das nächste Mal wieder dabei zu sein. Komplexe wissenschaftliche Konzepte in einfachen Worten verständlich zu vermitteln, war definitiv eine Herausforderung - und hat gleichzeitig unser eigenes Verständnis gefordert und verbessert.“
Entstanden ist der Workshop im Rahmen des Seminars Telling your story – Science Communication of Research Projects, das von Dr. Christiane Maria Losert-Valiente Kroon an der Fakultät für Physik initiiert wurde und seit 2023 gemeinsam mit Dr. Katharina Pallitsch (Institut für Organische Chemie) durchgeführt wird. Ziel ist es, wissenschaftliche Inhalte verständlich und zielgruppengerecht zu vermitteln – ein Anspruch, den das Team bei der Kinderuni eindrucksvoll umgesetzt hat.
Klimakrise? Wir fangen das Kohlendioxid!
Ing. Norbert Kandler ist ein Kinderuni-Veteran. Mit seinem Experimentalvortrag fasziniert er die Kinderunistudierenden jedes Jahr aufs Neue – und es ist schon vorgekommen, dass er ehemalige Kinderuni-Besucher*innen auch zum Studium begeistert und später als Studierende wiedergetroffen hat. Denn auch in der Einführungsvorlesung im Bachelorstudiums Chemie trägt er mit seinen Experimenten zum Verständnis der Chemie bei und wurde dafür 2023 von den Studierenden der Fakultät mit einem Lehrpreis ausgezeichnet.
Diesmal stand sein Vortrag ganz im Zeichen des Klimawandels. Anhand von Verbrennungen und Explosionen von Gasen wie Methan und Wasserstoff konnten die Kinder hautnah beobachten, was dabei passiert und ein abstraktes Thema so besser verstehen. Mit spektakulären Effekten wurde auf spielerische Wiese vermittelt, wie Kohlendioxid entsteht und wie es wieder gebunden werden kann: Chemie ist keine Zauberei, aber manchmal doch ein bisschen magisch.
Sein eigener Chemieunterricht war wenig inspirierend, doch der Chemiekasten eines Freundes weckte seine Begeisterung. Heute ist es ihm ein Anliegen, Chemie spannend zu vermitteln und sein Publikum – ob Kinder oder Studierende – mitzunehmen. Besonders schätzt er das unmittelbare Feedback im Hörsaal.
„Wichtig ist, wie Wissen vermittelt wird“, betont Norbert Kandler. „Bei der Kinderuni müssen die Geschichte und die Effekte passen, damit sowohl die Jüngeren, die vielleicht noch nicht alles verstehen, als auch die Älteren etwas mitnehmen. Wenn man weiß, was hinter einer Sache steckt, begreift man mehr – und hat mehr Freude am Lernen.“ Die lautstarke Begeisterung der Kinder, von denen einige nicht zum ersten Mal dabei waren, gab ihm recht.
Chemie macht Spaß!
Das Institut für Didaktik der Chemie lud chemiebegeisterte Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren sowie von zehn bis zwölf Jahren zu einem Workshop mit aufregenden Experimenten ein. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung und ausgestattet mit Schutzbrillen konnten die jungen Nachwuchsforscher*innen an zehn Stationen mit Alltagsprodukten experimentieren und viel Neues lernen.
Unter Anleitung von Mitarbeiter*innen des Instituts und Lehramtsstudierenden testeten sie Indikatoren und pH-Wert, untersuchten, wie Babywindeln Flüssigkeit aufsaugen oder wie eine Kerze genau funktioniert. Sie stellten Stärkekleister zum Basteln her, produzierten Schleim aus Flohsamenschalen, gossen Silikonformen, fertigten Anhänger aus leeren Kunststoffverpackungen und erzeugten Folien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke. Ein weiteres Highlight war der Start einer „Brausepulver-Rakete“. Mit viel Bastelspaß und verständlichen Erklärungen konnten die Kinder Naturwissenschaft erleben – und ihre Werke als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Den Abschluss bildeten beeindruckende Experimente rund um das Thema Gase präsentiert von Mitarbeiterinnen des Instituts.
Das Institut für Didaktik der Chemie wurde 2018 an der Fakultät eingerichtet. Seit 2024 verfügt es mit dem Wiener Lehr-Lern-Labor (WiL2La) über eine eigene Infrastruktur, die Lehramtsstudierenden praxisnahe Einblicke in schulische Unterrichtssituationen ermöglicht. Im geschützten Rahmen können sie dort eigene Experimente mit Schüler*innen planen, erproben und reflektieren und sammeln so wertvolle Erfahrungen für ihre spätere Berufspraxis. Gleichzeitig profitieren Schulklassen von einer anschaulichen, spielerischen Vermittlung chemischer Inhalte. Mit dem Kinderuni-Workshop macht das Institut anschaulich deutlich, wie frühe Wissenschaftsvermittlung gelingen kann.
Prof. Elisabeth Hofer, die das Institut seit 2025 leitet, und Dr. Monika Neuffer, die das Lehr-Lern-Labor betreut, ziehen Bilanz: „Auch in diesem Jahr war es uns eine große Freude, mit unserem Workshop ‚Chemie macht Spaß‘ Teil der Kinderuni zu sein. Solche Angebote sind enorm wichtig, um schon früh Interesse an Naturwissenschaften zu wecken und zu zeigen, wie viel Chemie in unserem Alltag steckt. Besonders in jungen Jahren können positive Berührungspunkte mit naturwissenschaftlichen Themen die Grundlage für eine langfristige Begeisterung schaffen.“