Töchtertag 2024 an der Fakultät für Chemie – Einblicke in die Welt der Wissenschaft

Der Töchtertag der Stadt Wien bietet jedes Jahr Schülerinnen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland die Möglichkeit, Berufe in Technik, Handwerk und Naturwissenschaften hautnah zu erleben. 2024 war erstmals auch die Fakultät für Chemie der Universität Wien mit dabei – und öffnete ihre Türen für interessierte Oberstufenschülerinnen.

Im historischen Carl-Auer-von-Welsbach-Hörsaal, in dem seit über hundert Jahren Chemie gelehrt und geprüft wird, startete der Tag mit einem Überblick: Welche Forschungsgebiete gibt es an der Fakultät? Was kann man studieren – und wie geht es danach weiter? Wer war die erste Frau, die hier promovierte? Und wie steht es heute um Frauen in der Chemie?

Anschließend ging es in Kleingruppen in die Labore der Institute für Analytische Chemie, Anorganische Chemie, Biologische Chemie, Funktionelle Materialien und Katalyse, Organische Chemie und Physikalische Chemie. Dort erwarteten die Schülerinnen vielfältige Einblicke in aktuelle Forschungsarbeiten – vom Experiment im Labor bis zur Simulation am Computer.

Frauen in der Chemie

Ein besonderes Anliegen war der Tag den Wissenschaftlerinnen der Fakultätsinitiative Women in Chemistry (WoChem). Evelyn Rampler, Assistenzprofessorin am Institut für Analytische Chemie, schilderte ihre Eindrücke: „Ich durfte den Teilnehmerinnen unsere Massenspektrometer und Reinräume zeigen – ein kleiner Einblick in die Welt der analytischen Chemie. Ich hoffe, wir konnten zeigen, dass Frauen in der Chemie und in den Naturwissenschaften nicht nur willkommen sind, sondern auch eine spannende Zukunft vor sich haben. Vielleicht sehen wir die eine oder andere im Studium oder im Labor wieder!“

Wissenschaft zum Mitmachen...

Von der Herstellung von Farbstoffen zur Tumorbekämpfung bis zu modernen Analysemethoden: Die Schülerinnen isolierten mithilfe genetisch veränderter Bakterien ein Enzym, untersuchten Zellkulturen unter dem Mikroskop, maßen pH-Werte, stellten Seife her – die sie natürlich mit nach Hause nehmen durften – und lernten, wie Seife eigentlich reinigt. Sie erfuhren, wie Licht und Materie miteinander interagieren und wie diese Prozesse zur Substanzbestimmung genutzt werden können. Auch eine Synthesereaktion wurde demonstriert und es gab Einblicke in die Massenspektrometrie.

Ein Seminarraum wurde kurzerhand zur Pausenzone, in der sich Schülerinnen und Mitwirkende austauschen konnten. Rampler berichtet weiter: „Anfangs waren die Mädchen noch etwas schüchtern, aber als ich Hoang Anh, eine Masterstudentin aus meiner Arbeitsgruppe, dazugeholt habe, sind schnell Fragen zum Studium und zum Forschungsalltag aufgekommen. Man hat richtig gemerkt, wie die Mädchen mit der Zeit mutiger wurden und echtes Interesse entwickelt haben.“

... im Labor und am PC

Auch am Institut für Computergestützte Biologische Chemie wurde begeistert mitgemacht – und gezeigt, dass Chemie nicht immer im Labor stattfindet. An Mitmachstationen erhielten die Schülerinnen eine Einführung in das Programmieren mit Python und führten einfache quantenmechanische Berechnungen an einem Molekül durch. Eine Simulation veranschaulichte, wie ein Medikament auf molekularer Ebene mit dem Körper interagiert.

Die Doktorandinnen Márta Gődény, Ana Picha und Marion Sappl fassten das Engagement ihrer Gruppe zusammen: „Wir vom Institut für Computergestützte Biologische Chemie freuen uns sehr über das Interesse am Töchtertag der Universität Wien! Als Frauen in der Forschung ist es uns ein besonderes Anliegen, jungen Mädchen einen spannenden Einblick in die Welt der Wissenschaft zu ermöglichen – vielleicht sogar in ihre eigene Zukunft als Studentinnen, Forscherinnen oder engagierte Fachkräfte hinter den Kulissen der Forschung.“

Die Fakultät dankt allen Beteiligten für ihren großartigen Einsatz und ihre Begeisterung, ihre Leidenschaft weiterzugeben – und den Schülerinnen für ihr Interesse!

 

Übrigens: Die erste Frau, die an der Universität Wien in Chemie promovierte, war Margarethe Furcht. Ihre Promotion im Jahr 1902 war so bemerkenswert, dass sie es auf das Titelblatt des Illustrierten Wiener Extrablatts schaffte. Heute ist die Fakultät deutlich diverser: Rund die Hälfte der Studierenden ist weiblich, es gibt zehn Professorinnen und zwei Nachwuchsprofessorinnen.

Impressionen vom Töchtertag