Mit der seit 1994 jährlich durchgeführten Wahl soll vor allem das Bemühen von ForscherInnen ausgezeichnet werden, ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und damit das Ansehen der Forschung zu heben. Maulide sieht WissenschafterInnen in der Verantwortung zu erklären, warum sie etwas machen und warum das wichtig für die Gesellschaft sei. "Denn letztendlich werden wir auch von der Öffentlichkeit finanziert und die Leute haben das Recht zu wissen, warum es essenziell für sie ist", begründet Maulide sein Engagement in der Wissenschaftsvermittlung.
Beitrag zu einer faktenorientierten Gesellschaft
Es sei auch Verantwortung der WissenschafterInnen, "Fakten zu vermitteln und einen Beitrag zu einer faktenorientierten Gesellschaft zu leisten". Kritisch sieht er hier sein Fach, habe doch in den vergangenen Jahrzehnten das Wort Chemikalie einen negativen Beigeschmack bekommen. "Wie kann so etwas sein? Wasser ist eine Chemikalie, der Mensch ist eine reine Chemikalien-Maschine, also wie kann das Wort Chemikalie eine schlechte Bedeutung haben?" Um dem entgegenzuwirken, werde die Vermittlungstätigkeit von allen WissenschafterInnen "absolut und dringend gebraucht", betont der Forscher, der auch ausgebildeter Konzertpianist ist und seine musikalischen Auftritte dazu nutzt, auf Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten von Musik und Chemie hinzuweisen. Porträt von Nuno Maulide in uni:view
Starting Grant und Consolidator Grant
Maulide wechselte 2013 mit seiner Forschungsgruppe und einem hochdotierten "Starting Grant" des Europäischen Forschungsrat (ERC) vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mühlheim (Deutschland) als Professor nach Wien. Als Organischer Chemiker bemühe er sich, die chemischen Eigenschaften von organischen, also aus Kohlenstoff aufgebauten Verbindungen zu erforschen, neue Reaktionen zu entdecken und Syntheseverfahren für diese Verbindungen zu entwickeln und zu verbessern, beschreibt der Wissenschafter sein Arbeitsfeld. Ein großes Thema dabei sei eine nachhaltige, umweltfreundliche Chemie - ein Bereich, für den er 2016 einen "Consolidator Grant" des ERC erhielt. uni:view Beitrag zum ERC-Projekt
Zwischen Medizin und Chemie
Dass er über den chemischen Tellerrand hinausschaut, zeigt sein Engagement am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dort hat Maulide seit Herbst als "Adjunct Principal Investigator" ein Standbein und sieht viele Kooperationsmöglichkeiten zwischen Medizin und Chemie.
Die Auszeichnung haben bisher u.a. der Komplexitätsforscher Stefan Thurner (2017), die Gendermedizinerin Alexandra Kautzky-Willer (2016), der Archäologe Wolfgang Neubauer von der Universität Wien (2015), der Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann (2014) und die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter (2013) erhalten. Der/die "WissenschafterIn des Jahres" wird alljährlich vom Office of Science and Technology (OST) an der österreichischen Botschaft in Washington zu einem Vortrag in die USA eingeladen.
"Absolut verdient"
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann gratulierte Nuno Maulide in einer Aussendung "sehr herzlich" zur heutigen Auszeichnung; sie sei "absolut verdient": "Die Zusammenarbeit mit Nuno Maulide habe ich – als früherer Vizerektor der Universität Wien – in bester Erinnerung. Maulide beeindruckte mich immer wieder durch seine Kreativität, seine Zielstrebigkeit und seine Erfolge."
"Sie haben in der Vergangenheit bewiesen, dass mit Kreativität, Engagement & Neugierde unkonventionelle Lösungen f. komplexe Fragestellungen gefunden werden können", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf dem Nachrichtendienst Twitter.
Auch FWF-Präsident Klement Tockner gratulierte dem Chemiker: „Nuno Maulides Engagement in der aktiven Wissenschaftskommunikation kann man gar nicht genug betonen. Es gibt hierzulande viele engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Nuno Maulides Beispiel folgen können und es auch wollen, um somit authentisch und mit Überzeugung Wissenschaft in die Gesellschaft hineinzutragen.“
(red/APA)