"Ein besseres Verständnis der Symbiose zwischen dem Menschen und seinen Mitbewohnern kann zu neuen therapeutischen Ansätzen führen, etwa bei entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen und Fettleibigkeit", sagt Mikrobiom-Forscher David Berry. Diese Hoffnung wie auch die große Bedeutung des Mikrobioms für die menschliche Gesundheit haben eine Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien nahegelegt.
In der Joint Microbiome Facility beider Universitäten wird der Fokus aber nicht nur auf klinischer Anwendung liegen: "Wir verstehen das Mikrobiom im weitesten Sinne: Es können in den neuen Laboren Studien am humanen oder tierischen Mikrobiom durchgeführt werden wie auch an umweltrelevanten Mikroorganismen, z.B. aus Böden oder Tiefseesedimenten", so der geschäftsführende Direktor der Joint Microbiome Facility.
Im Frühjahr 2019 sollen die neuen Büro und Labore an der MedUni Wien beziehbar sein. Die Joint Microbiome Facility wird David Berry gemeinsam mit Michael Wagner als wissenschaftlicher Direktor leiten.
Die Mikrobiomforschung habe sich im Forschungsverbund zwischen Chemie und Mikrobiologie, unter Beteiligung von Berrys und Wagners Gruppen wie auch weiterer Gruppen, darunter aus der Fakultät für Chemie und insbesondere aus dem Institut für Analytische Chemie, "zu einem herausragenden Schwerpunkt entwickelt", sagt Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie. Die neue Facility sei der nächste Schritt, die Mikrobiom-Forschung weiter auszubauen und national wie auch international in der Forschungslandschaft stärker zu verankern.
Beratung rund um Mikrobiom-Forschung
"Die neue Facility bietet nun eine großartige Möglichkeit, exzellente Mikrobiomforschung und exzellente vorklinische und klinische Forschung zu vereinen", sagt David Berry. Sie werde Forschungsservices rund um Mikrobiom-Analysen aller Art anbieten und neuen "Zugang zu Expertise schaffen".
"Wir sind keinesfalls eine reine Anlaufstelle für die DNA-Sequenzierung oder für die Bereitstellung für sequenziertes Material, sondern sehen uns als eine Beratungseinrichtung zur Mikrobiomforschung", unterstreicht David Berry. Man will ForscherInnen beider Universitäten von der Projektidee über das experimentelle Design und die Probennahme bis hin zur Probenanalyse und Dateninterpretation unterstützen.
Neue Infrastruktur
Die Joint Microbiome Facility wird mit modernster Forschungsinfrastruktur aufwarten: Ein Höhepunkt ist die Einführung einer neuen DNA/RNA-Sequenzierungstechnologie. Mit Hilfe der "PromethION"-Technologie (Oxford Nanopore Technologies) lassen sich längere DNA-Stränge als bisher analysieren, so dass man künftig auch das gesamte Mikrobiom von Mikroben-Gesellschaften rekonstruieren kann.
"Mit der neuen Infrastruktur könnten wir z.B. antibiotika-resistente Gene in Organismen finden. Oder wir könnten identifizieren, welche Organismen wichtige Reaktionspfade für Kohlenstoff- oder Stickstoffkreisläufe haben", erläutert der Mikrobiomforscher, der bereits den interdisziplinären Forschungscluster "The PreMiBraIn study" der Universität Wien und der MedUni Wien leitet.
Die neue Joint Microbiome Facility (Laufzeit: 5 Jahre mit Option auf Verlängerung) wird allen interessierten ForscherInnen beider Universitäten offenstehen.
Joint Microbiome Facility (JMF)
Contact: jmf@microbial-ecology.net
- JMF Scientific Director: Univ.-Prof. Dr. Michael Wagner (University of Vienna)
- JMF Operational Director: Univ.-Prof. David Berry Privatdoz. PhD (University of Vienna)
Services:
- Consulting on experimental design of microbiome studies
- Preparation and sequencing of microbiome samples
- Sequence analysis and customized bioinformatics and biostatistics support and interpretation
Fields of applications:
- Environmental systems such as soils, freshwater, air, deep-sea sediments as well as human microbiome and other animals’ microbiome
Location: Medical University of Vienna