Das FWF Forschungsprojekt Co-Corporeality ist an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst und Wissenschaft angesiedelt. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Kommunikation mit unserer mikrobiellen Umwelt. Der Titel Co-Corporeality bezieht sich auf den „Zusammenschluß“ mehrerer Körper, deren Symbiose und gleichzeitige Co-Existenz, was gleichermaßen für unser Mikrobiom und unsere Umwelt gilt. Co-Corporeality beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch mit seiner Umwelt, in diesem Fall Bakterien, in Kontakt treten kann. Co-Corporeality verwebt Sensortechnik, künstliche Intelligenz und Maschinen mit eben genannten biologischen Subjekten um eine neuartige raumgreifende Kommunikationsplattform zu schaffen.
In der Ausstellung Degrees of Life wird Co-Corporeality in Form einer großen, räumlichen Installation erlebbar gemacht. Es werden nonverbale Kommunikationsszenarien zwischen Menschen und Bakterien vorgestellt, um einen gemeinsamen Raum der Wahrnehmung und Koexistenz zu schaffen. Das Experiment wird von der Frage angetrieben: "Wie können wir mit einem Lebewesen kommunizieren, das von völlig anderer Natur ist? Da dieses Jemand, "das Andere", nicht im Rahmen unseres Vokabulars spricht, untersucht die Ausstellung verschiedene Formen der nonverbalen Kommunikation, um eine Sprache zwischen Mensch und Mikroben mittels Technologie zu finden. Im Raum werden verschiedene sensorische Modi und Reaktionen ausgelöst, um zu erforschen, wie eine andere Kommunikation zwischen Menschen und Bakterien stattfinden kann. Der Blick auf das "Andere", sei er neugierig, ängstlich oder forschend, bildet die Grundlage für eine emotionale Verbindung. In der Ausstellung wird ein Eye-Tracking-Gerät verwendet, um den menschlichen Blick zu registrieren. Das Sensorgerät kann den Blick, die Aufmerksamkeitsspanne und die emotionale Ebene des Benutzers verfolgen und ist in der Ausstellung mit einer maschinellen Umgebung verbunden, in der verschiedene Bakterienarten leben. Der menschliche Blick aktiviert die maschinelle Umgebung, um das Wachstum der Bakterien zu steuern und zu stimulieren. Dazu nutzen wir bakterienspezifische Auslöser wie chemische Reaktionen und Veränderungen ihrer Umweltbedingungen durch Licht und die Zugabe von Nährstoffen.
Die Beschaffenheit des Raums schafft einen Kontext, der den menschlichen Körper in eine technologische Verflechtung mit nicht-menschlichem Leben bringt. Die Verflechtung zwischen dem menschlichen und dem bakteriellen Körper überbrückt zwei unterschiedliche Maßstäbe und Zeiträume und schafft einen Zustand der Co-Corporeality. Körperliche Präsenz wird in diesem Zusammenhang nicht nur als biologische Domäne verstanden, sondern auch als eine performative Einheit, die durch Interaktion mit anderen Medien entsteht. Interaktion ist unter diesen Umständen mit der Erzeugung von beobachtbaren ökologischen, biologischen und chemischen Ereignissen verbunden. Diese Ereignisse reichen von Echtzeitreaktionen bis hin zu einer verzögerten Reaktionszeit, um die Wahrnehmung von Zeit und Maßstab für verschiedene biologische Subjekte zu reflektieren und zu hinterfragen.
Eröffnung am 22.2.2022 - 19:00 per livestream cocorporeality.net
Die Ausstellung ist zwischen 23.2. – 11.3.2022 in der Expositur der Universität für Angewandte Kunst, Rustenschacherallee 2-4, 1020 Wien zu besichtigen. Bitte um Anmeldung.
Kontakt: Dr. Barbara Imhof, Barbara.imhof@liquifer.com,+43 69910275036
Daniela Mitterberger, mitterberger.daniela@gmail.com, +436508042183
Tiziano Derme, tiziano.derme@gmail.com
Teilnehmende:
Universität für angewandte Kunst Wien
Tiziano Derme (Co-PI)
Daniela Mitterberger (Co-PI)
Damjan Minovski
Barbara Imhof (Co-PI)
Nathaniel Loretz
Xavier Madden
Jennifer Cunningham
Patricia Tibu
Kyle Koops
Österreichisches Institut für künstliche Intelligenz
Martin Gasser
Robert Trappl
Universität Wien
Institut für Materialchemie
Alexander Bismarck
Neptun Yousefi
Kathrin Weiland
Anne Zhao
Universität Wien
Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft. Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung
David Berry
Andi Heberlein
Universität Innsbruck
Institut für Mikrobiologie
Heribert Insam
Judith Ascher-Jenull
Carolin Gamirsi