Hier stimmt die Chemie – Bildungsminister Polaschek im Labor

Vor einigen Tagen nahm Bundesminister Martin Polaschek sich Zeit und besuchte das Wiener Lehr-Lern-Labor an der Fakultät für Chemie. Während an den Universitäten die Curricula des neuen Lehramtsstudiums diskutiert werden, verschaffte sich der Minister einen Eindruck von der praktischen Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte an der Universität Wien.

In Labormantel und Schutzbrille experimentierte Martin Polaschek gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern einer ersten AHS-Klasse aus Wien. Für die Kinder war der Tag der erste Kontakt mit dem Fach Chemie. Mit einer Versuchsanleitung ausgestattet füllten sie im Haushalt verwendeten Chemikalien wie Spülmittel oder Zitronensaft in Reagenzgläser mit Rotkohlsaft und beobachteten fasziniert, wie sich die Flüssigkeit bei sauren Substanzen rot und bei basischen blau verfärbte.­

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Miteinander und voneinander lernen

Das Wiener Lehr-Lern-Labor (WiL2La) ist das Leuchtturmprojekt der Fachdidaktik der Fakultät, die an der größten Universität Österreichs Chemielehrerinnen und Chemielehrer für die östlichen Bundesländer ausbildet.  Betreut von den Mitarbeiter*innen des Instituts für Didaktik der Chemie (IDC) lernen Lehramtsstudierenden experimentelle Unterrichtssituationen kennen, Schulklassen haben die Möglichkeit, in einem hochmodernen Labor zu experimentieren – für die Kinder ein Erlebnis, für die zukünftigen Lehrer*innen eine wertvolle Erfahrung. Miteinander und voneinander zu lernen ist das Motto des Labors.

Dieses Konzept hat auch Minister Polaschek überzeugt: „Mit dem Wiener Lehr- und Lern-Labor machen wir Wissenschaft für Schülerinnen und Schüler im wahrsten Sinne des Wortes greifbar und vermitteln Chemie auf eine verständliche und spannende Art und Weise. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir durch eine kreative und altersadäquate Wissenschaftsvermittlung bei jungen Menschen Interesse und Begeisterung für Wissenschaft und Forschung wecken können. Gleichzeitig geben wir damit Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, Praxiserfahrung mit Schülerinnen und Schülern zu sammeln und bereiten sie so optimal auf ihre spätere Tätigkeit im Klassenzimmer vor.“

Fachliche Qualifikation und Fachdidaktik

Anwesend waren auch die Vizerektorin für Lehre der Universität, Christa Schnabl, und Manfred Kerschbaumer, Vizepräsident der Österreichischen Chemischen Gesellschaft, der als Präsident des Verbands der Chemielehrer*innen Österreichs mehr als 3.000 Lehrende des Fachs Chemie vertritt. Dekan Bernhard Keppler und Michael Anton, Leiter des Instituts für Didaktik der Chemie, führten die Besucher*innen durch das Labor.   

Ins Leben gerufen wurde das WiL2La Projekt von Michael Anton gemeinsam mit Bernhard Keppler. Aus der Unterrichtspraxis kommend, blickt Professor Michael Anton auf eine lange und beeindruckende schulpraktische und chemiedidaktische Karriere zurück. Er war an der Entwicklung und Begutachtung zahlreicher fachdidaktischer Projekte im In- und Ausland beteiligt und leitete mehr als 20 Jahre die Abteilung “Didaktik & Mathetik der Chemie” an der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Nach mehreren Gastprofessuren wurde er 2003 zum Honorarprofessor an der Universität Wien ernannt und leitet seit 2020 das Institut für Didaktik der Chemie.

Michael Anton plädiert für eine fundierte fachliche Ausbildung auch im verkürzten neuen Lehramtsstudium: „Die fachliche Qualifikation steht in allen Unterrichtssituationen im Vordergrund, sie bildet die unverzichtbare Grundlage für einen sicheren Auftritt vor der Klasse und die so wichtige Begeisterungsfähigkeit. Pädagogische und entwicklungspsychologische Kompetenzen sorgen für die situationsgerechte Konzeption des Unterrichts. Die Fachdidaktik ist für die richtige Einschätzung der altersabhängigen Lernfähigkeit und entsprechende Aufbereitung der Inhalte verantwortlich.“ Die beschlossene Verringerung der Studiendauer um ein Jahr beinhaltet die Notwendigkeit, das Gleichgewicht der drei Ausbildungsbereiche neu einzustellen sowie deren  interne Qualitätsentwicklung zu forcieren. „Die entsprechende Gewichtung von fachlichen und fachdidaktischen Inhalten muss sich ausnahmslos im neuen Curriculum wiederfinden“, fordert der Leiter des Instituts für Chemiedidaktik mit Nachdruck.

Impressionen vom Ministerbesuch

 Information

Indiaktoren

Stoffe wie Rotkohlsaft, Malventee, Radieschenschalensaft u.a. sind sogenannte natürliche „Indikatoren“. Sie zeigen durch ihre Farbe an, ob die mit ihnen in Berührung gebrachte Flüssigkeit sauer, neutral oder alkalisch ist. Mit diesen Versuchen lassen sich solche Entscheidungen treffen, ohne selbst eine Geschmacksprobe machen zu müssen. In der Chemie verwendet man ausgeklügelte Mischungen, sogenannte Universalindikatoren. Sie zeigen nicht nur Säure als solche an, sondern in Form des „pH-Wertes“ auch den Grad der sauren Wirkung.