Robert A. Shaw (1924-2022)

"Sie waren nach dem 'Anschluss' gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Nur die Flucht konnte ihnen helfen, die Forschung weiterzuführen, die wir heute mit einem Ehrendoktorat würdigen" – in einer berührenden Ansprache stellte Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie, seine Fachkollegen und die Ehrengäste am Dies Academicus 2018 vor: Chemiker Robert A. Shaw (vorne) und Biochemiker sowie Immunologe Issac P. Witz (2.v.r.).

Robert A. Shaw, geb. als Robert Schlesinger 1924 in Wien, kam im Sommer 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach England. Er arbeitete in London zunächst als Laufbursche eines Delikatessengeschäftes, machte eine Ausbildung zum Dreher und meldete sich 1944 als Freiwilliger zur Armee mit Dienst in Indien, Thailand und Singapur. In dieser Zeit erwarb er im Fernunterricht die Qualifikation zum Universitätsstudium.

1947 begann Shaw Chemie zu studieren, 1954 promovierte er an der University of London, am dortigen Birkbeck College wurde er 1965 vom Lecturer direkt zum Full Professor ernannt.

Shaw leistete große Beiträge im Bereich der Phosphazen-Chemie, einer Verbindungsklasse, die als Grundlage für Polymere auch technisch eine breite Anwendung findet. Shaw war federführend in dem von der britischen und indischen Regierung gemeinsam finanzierten zehnjährigen "Bangalore-Birkbeck Phospazene Project" tätig sowie in vielen weiteren interdisziplinären Kooperationen mit Frankreich, Türkei und Polen involviert.

Er war Ehrendoktor der Universität von Toulouse und Gebze (Türkei). In späteren Jahren hat er ein großes Interesse für Geschichte entwickelt.

Am 12. März 2018 erhielt Robert A. Shaw das Ehrendoktorat der Universität Wien.

Er verstarb am 23. Juli 2022.